Die SPD-Landtagsfraktion und die beiden zuständigen SPD-geführten Landesministerien werden aufgefordert, die Etablierung der grundständigen universitären Berufsschullehrer*innenausbildung zügig zu betreiben. Der auch hierdurch auf etliche Jahre nicht näherungsweise zu deckende Fehlbedarf soll durch eine an der Praxis von Berufsschulunterricht orientierte solide Qualifizierung von Seiteneinsteiger*innen vermindert werden.
Der exorbitante Lehrkräftemangel ist nicht nur ein Problem der allgemeinbildenden Schulen, es betrifft ebenso stark die Berufsschulen im Land Brandenburg, und das trägerunabhängig. In den kommenden Jahren werden in Brandenburg um die 100 Berufsschullehrer*innen jährlich in den Ruhestand gehen. Ein existenzbedrohender Lehrer*innenmangel für die duale Ausbildung im Land ist vorprogrammiert, wenn nicht zeitnah gegengesteuert wird.
In Brandenburg gab es 2020 rund 1.917 voll- und teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte an den 25 öffentlichen Oberstufenzentren, bei rund 25.000 Auszubildenden. Dazu kommen 325 Lehrkräfte an zehn Berufsschulen in freier Trägerschaft, die ca. 1.215 Auszubildende unterrichten. Von den insgesamt 2.242 beschäftigten Lehrkräften waren 2020 bereits 65 % 50 Jahre oder älter. Die Zahlen verdeutlichen die Gefährdung der dualen Ausbildung im Land Brandenburg.
Die duale Ausbildung ist aber nicht nur durch anstehende Ruhestandsperioden in Gefahr. Auch die Tatsache, dass Brandenburg seit 1990 die grundständige universitäre Ausbildung der Berufsschullehrer*innen abgeschafft hat, forciert die Gefährdung der Ausbildung massiv und führt dazu, dass Brandenburg Lehrkräfte aus anderen Bundesländern akquirieren muss, die ebenfalls unter dem Lehrkräftemangel an Berufschullehrern leiden.
Es ist unstrittig, dass auch Brandenburg vom Fachkräftemangel betroffen ist. Die Anforderungen an die Ausbildung wachsen und steigen, gerade in Hinsicht auf die Digitalisierung. Wer einen hohen Qualitätsanspruch an die Ausbildung stellt, muss auch selbst gut ausgebildet sein. Wer den Bedarf an Ausbildungen hat, muss ihn auch decken können. Aus diesen Gründen ist es unabdingbar für die Zukunft der bewährten dualen Ausbildung im Land Brandenburg, die grundständige universitäre Ausbildung wieder einzuführen.
Neben der grundständigen universitären Ausbildung fordern wir, zur Abmilderung des Lehrkräftemangel, die zügige Umsetzung zur Etablierung eines berufsbegleitenden Studiengangs. Dies wäre eine wichtige Option, um die Qualität der Ausbildung auch bei Seiteneinsteiger*innen zu gewährleisten.
Eine Arbeitsgruppe, der das MWFK, das MBJS sowie die Universitäten Potsdam und Cottbus- Senftenberg angehören, evaluiert derzeit zur Wiederaufnahme der Berufsschullehrer*innenausbildung die Kosten und Möglichkeiten. Seit Oktober 2021 liegt ein Konzept zur Standortprüfung der Wiedereinführung der grundständigen universitären und der Option zur berufsbegleitenden Ausbildung des Landes Brandenburg vor.
Wir begrüßen diese Evaluation ausdrücklich, fordern aber nicht nur eine Prüfung, sondern eine rapide Umsetzung der Wiedereinführung der universitären Berufsschullehrer*innenausbildung, auch berufsbegleitend im Land Brandenburg. Ein Jahr ist vergangen, ohne dass die dringend notwendige Grundsatzentscheidung zur Standort – und Umsetzungsfrage geklärt ist. Diesen Zeitluxus können wir uns aufgrund der bevorstehenden prekären Lage schlicht nicht mehr leisten.
Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung im Barnim und der Unterbezirk Barnim bitten daher – für die Zukunft unseres Bildungsstandortes – eindringlich um Unterstützung des Antrages.
Annahme unter Streichung des Wortes „grundständigen“ in Zeile 3
Änderungsanträge
Status | Kürzel | Aktion | Zeile | AntragstellerInnen | Text | |
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Annahme | Ä1 zum 21/I/2022 | Streichen | 3 | UB Barnim | Streichung des Wortes "grundständigen" in Zeile 3 | Änderungsantrag (PDF) |
Die SPD-Landtagsfraktion und die beiden zuständigen SPD-geführten Landesministerien werden aufgefordert, die Etablierung der universitären Berufsschullehrer*innenausbildung zügig zu betreiben. Der auch hierdurch auf etliche Jahre nicht näherungsweise zu deckende Fehlbedarf soll durch eine an der Praxis von Berufsschulunterricht orientierte solide Qualifizierung von Seiteneinsteiger*innen vermindert werden.