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Der Landesvorstand wird dazu aufgefordert, gegenüber den SPD-Mitgliedern in der Landesregierung und der SPD-Landtagsfraktion darauf zu dringen,
- die Abminderungsstunden von Lehrkräften (insbesondere durch den Abbau von solchen, die zugunsten externer Organisationen erteilt werden) um 10% zu reduzieren, was 200 VZÄ-Lehrkräftestellen entspräche. Die so freiwerdenden Kapazitäten sollen besser in Freistellungen für Fortbildungsmaßnahmen und die Übernahme von Aufgaben zur schulinternen Qualitätssicherung des Fachunterrichts verwendet werden.
- dass die Studienanforderungen in der ersten Phase der Lehrkräftebildung in Hinblick auf die fachlichen Praxiserfordernisse der jeweiligen Schulstufe entfrachtet werden.
- die nicht mehr zeitgemäße und international nicht übliche Vorgabe, dass Lehrkräfte zwei Fächer der Brandenburger Schule studiert haben (oder im Seiteneinstieg nachstudieren) müssen, abzuschaffen
- das in Senftenberg neu eingeführte Prinzip des dualen Studiums auf weitere Studiengänge auszuweiten, sodass das Lehramtsstudium intensiver, praxisorientierter und attraktiver wird.
- über das Programm 63+ weit hinausgehend weitere Programme auf den Weg zu bringen, um die Kompatibilität der Zuverdienstmöglichkeiten mit der Pension zu gewährleisten und flexible sowie individuelle Lösungen für jede ältere Lehrkraft in Brandenburg zu ermöglichen, die weiterhin in einer an ihre Bedürfnisse angepassten Form an Schulen tätig sein möchte.
Die einschlägigen Prognosen der KMK zum Lehrkräftemangel („Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2021–2035“) wurden durch eine Studie des VBE im Wesentlichen bestätigt, in Teilen wurden dort sogar noch größere Defizite festgestellt. Auch zukünftig wird es deutschlandweit einen erhöhten Lehrkräftebedarf in allen Schularten geben. Auch das Land Brandenburg, insbesondere der ländliche Raum, ist hiervon betroffen.
Das Problem wird sich im Land Brandenburg perspektivisch durch die Rückkehr Berlins zur Verbeamtung weiter verschärfen. Auch die in Brandenburg bereits erreichte Einstufung aller voll ausgebildeten Lehrkräfte in den höheren Dienst, die Aufstockung des Gehaltsniveaus bei angestellten Lehrkräften, Zulagensysteme und andere Einzelmaßnahmen lösen das Problem offensichtlich nicht. Brandenburg hat in den vergangenen Jahren die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte bereits massiv verbessert, eine weitere generelle Erhöhung der Besoldungen oder eine Absenkung der Unterrichtsverpflichtung ist keinesfalls vermittelbar.
Der Anspruch unserer Bildungspolitik darf sich nicht darauf verengen, nominell alle offenen Stellen zu besetzen, sondern muss auch abwägen, was die Besetzung von Stellen mit evtl. nicht geeigneten und/oder schlecht ausgebildeten Kandidatinnen und Kandidaten bedeutet und wie dies zu verhindern ist. Unsere Antwort auf das Problem des Lehrkräftemangels muss daher mehr mit Fragen der Ausbildung und (Weiter-)Qualifikation der Lehrkräfte verknüpft sein. Darüber hinaus sollte grundsätzlich überlegt werden, an welcher Stelle die knappe Ressource vollständig ausgebildeter Lehrkräfte eingesetzt werden sollte und welche Aufgaben auch anderes schulisches Personal – vielleicht sogar besser – übernehmen kann.
Das so teure wie wirkungsarme BUSS widerspricht grundlegenden Erkenntnissen der Fortbildungsforschung – eine Abschaffung des BUSS ist daher angezeigt. Die ca. 100 Lehrkräftestellen sollten wieder direkt den Schulen zur Verfügung stehen oder in ein effizienteres System überführt werden. Fortbildungen sind nur dann effizient, wenn sie von Personen durchgeführt werden, die selbst über einschlägige Expertise auf einem Gebiet verfügen. Eine zentrale fachliche Steuerung und Koordinierung, welche die Fortbildungen direkt mit den bildungspolitischen Strategien des Landes verzahnt, ist sinnvoll.
Reduzierung der Abminderungstatbestände: In Brandenburg erhalten im Schuljahr 2022/23 Lehrkräfte Abminderungsstunden, die sich auf fast 2000 Lehrkräfte-VZÄ summieren. Diese Strukturen sind über Jahre weitgehend ungesteuert gewachsen und gehören dringend auf den Prüfstand. Dabei zeigt das Beispiel anderer Bundesländer, dass es hier klarer ministerieller Vorgaben bedarf, um die wirklich kritische Überprüfung auf allen Ebenen zu erzwingen. Eine Reduzierung der Abminderungsstunden um 10% in jeder Organisationseinheit würde keine Einbuße an pädagogischer Qualität bedeuten, aber einen substantiellen Gewinn an gut ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen im Unterricht.
Bei den Qualifizierungsprogrammen von Seiteneinsteigern ist Brandenburg bereits jetzt im bundesweiten Vergleich vorn. Da der Seiteneinstieg in den Lehrerberuf noch für etliche Jahre alternativlos ist, müssen die hier angesetzten Qualifizierungen bedarfsgerecht, nachhaltig und attraktiv sein.
Die sehr aufwändige Lehramtsausbildung gehört auf den Prüfstand. Bei Wahrung des fachwissenschaftlichen Ausbildungsniveaus ist dem Gestalten von fachspezifischen Lehr-Lernprozessen in den Fachdidaktiken weitaus größeres Gewicht geben. Etliche Fächer an der Universität Potsdam existieren lediglich wegen der Lehrkräfteausbildung, ohne dies in ihrem Selbstverständnis und ihren Studienangeboten angemessen zu berücksichtigen. Die fachwissenschaftlichen Ausbildungskomponenten müssen stärker als bisher auf die praktischen Erfordernisse der Themen und Inhalte der Rahmenlehrpläne bezogen werden.