74/I/2016 Initiativantrag: Bildung ins Leben

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Status:
Annahme
  1. Die SPD Brandenburg begrüßt ausdrücklich die Intentionen des ab dem Schuljahr 2017/2018 geltenden Rahmenlehrplans, einen konsequent aufeinander aufbauenden Schulunterricht in Berlin und Brandenburg von der ersten bis zur zehnten Klasse zu fördern. Dazu zählt insbesondere, die Inklusion aller Schüler*innen von Anfang an zu ermöglichen.
  2. Die SPD Brandenburg spricht sich für die Stärkung folgender Themenfelder innerhalb des Rahmenlehrplans aus:
    • In der Doppeljahrgangsstufe 9/10 soll das Unterrichtsfach WAT einen neuen, zusätzlichen Schwerpunkt erhalten: Es sollen Themen und Fertigkeiten behandelt und vermittelt werden, die die Schüler*innen im täglichen Leben sowohl während als auch nach der Schulzeit beherrschen müssen. Dazu gehören etwa ein Einblick in das Versicherungswesen, das Mietwesen, Arbeitsverträge und Steuerwesen. Dieser Schwerpunkt wird den Anforderungen des neuen Rahmenlehrplans gerecht, der die Auseinandersetzung mit dem nachschulischen Leben als zu erlernende Kompetenz beschreibt. Es ist zu diesem Zweck von Vorteil, das Fach WAT auch in der 10. Klasse als Pflichtfach einzustufen.
    • Die Berufs- und Studienorientierung im Fach WAT soll durch praktische Erfahrungen ergänzt werden. Die Kooperation mit lokalen Unternehmen und Verbänden ist hierbei besonders wichtig. Sie ermöglicht Besichtigungen der Unternehmen sowie Gastbesuche der Unternehmensangehörigen in der Schule. Diese Kooperationen ermöglichen es darüber hinaus, den Kindern die Perspektiven in der Region zu zeigen.
      In der 9. Klasse soll jede*r Schüler*in ein mindestens zweiwöchiges Praktikum absolvieren. Wir begrüßen es, wenn die Schulen diesen Zeitraum verlängern. Damit die Schüler*innen von diesem Praktikum profitieren können, ist eine Vorbereitung nötig, welche sich im wesentlichen auf die Einschätzung der eigenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen sowie die Identifikation von Anforderungen an Berufe konzentriert. Wir schlagen zur Vertiefung dieser Inhalte eine Projektwoche in der 8. Klasse vor, welche auch die Bekanntschaft mit lokalen Unternehmen beinhalten soll.
      Weitere Praktika nach der 9. Klasse soll gefördert werden. Es ist wünschenswert, dass jede*r Schüler*in mindestens zwei Praktika in der Schullaufbahn absolviert. Die 10. Klasse und für Abiturienten die 11. sowie 12. Klasse sind für solche Erfahrungen besonders wertvoll. In diesem Zeitraum soll das erste Mal – nach Möglichkeit regionale – Hochschulen besucht werden.
    • Im Einklang mit der in Teil B des neuen Rahmenlehrplans beschriebenen fächerübergreifenden Kompetenz „Medienbildung“ soll bereits in Grundschulen altersgerecht der sichere Umgang mit sozialen Medien vermittelt werden.
    • Im Rahmen des Politik- bzw. Gemeinschaftskundeunterrichts soll als oberster Leitwert die Demokratieerziehung stehen. Daher ist in den Lehrplänen und der Umsetzung gesteigerter Wert auf die Funktionsweise der Demokratie, ihrer Organe sowie auf die Bedeutung von Wahlen und Abstimmungen zu legen. Insbesondere soll auch ein Einblick in die Kommunalpolitik vermittelt werden. Die Schulen werden angehalten, durch Praxistage, Planspiele und Zusammenarbeit mit der Politik demokratische Werte und Wissen „am lebenden Objekt“ zu vermitteln.
      Im Einklang damit sollen den Schüler*innen in allen Fächern ihre Beteiligungsmöglichkeiten über die Mitwirkungsgremien innerhalb der Schule und darüber hinaus aufgezeigt werden. Innerhalb des Rahmenlehrplans ist den Schülern in geeigneten Fällen ein Mitspracherecht bei der Unterrichtsgestaltung einzuräumen.
Begründung:

Mit dem Einsetzen des neuen Rahmenlehrplans ab dem Schuljahr 2017/18 wird der Unterricht im Land Brandenburg zum ersten Mal ganzheitlich für die Klassen 1 bis 10 strukturiert. Das ist ein enormer bildungspolitischer Fortschritt, den die SPD gerade gegenüber der Kritik aus dem Lager der Lehrer*innen verteidigen sollte.

Gleichwohl besteht auch mit dem neuen Lehrplan weiterhin Nachholbedarf in bestimmten Unterrichtsbereichen. So fehlt es vielen Schüler*innen nach wie vor am Ende ihrer Schulzeit an Kenntnissen über Themen, die für das weitere Leben essenziell sind, z.B. das Miet- und Versicherungswesen. Auch haben viele Schüler*innen am Ende ihrer Schulzeit noch keinen Plan für ihren weiteren beruflichen Lebensweg. Daher muss die Vorbereitung auf das nachschulische Leben inklusive der Berufsorientierung mehr Raum einnehmen als bisher.

Zweiwöchige Praktika sind an den Brandenburger Schulen üblich. Wollen jedoch Schüler*innen darüber hinaus Berufserfahrungen sammeln, brauchen sie häufig Ausnahmegenehmigungen. Weiteres Kennenlernen von Berufen in der Praxis wie z.B. durch den Besuch von Unternehmen oder Hochschulen hängt derzeit zu stark vom persönlichen Engagement des*der Lehrer*in ab. Jedoch ist unumstritten, dass sich berufliche Orientierung am ehesten durch praktische Erfahrungen erreichen lässt. Im Lehrplan sollte daher Raum für weitere Praktika geschaffen werden.

Schon im Grundschulalter sind die Schüler*innen über ihr Smartphone bei WhatsApp, Snapchat und Co aktiv. Vielen von ihnen fehlt es aber an einem kritischen Blick auf die Risiken dieser sozialen Netzwerke, insbesondere durch Datenmissbrauch und durch Suchtgefahren. Hierfür sollte im Rahmen des Lehrplans sensibilisiert werden.

Gerade für uns als Partei sollte es von Interesse sein, dass sich junge Menschen (politisch) beteiligen wollen. Studien bestätigen Jugendlichen immer wieder, dass sie durchaus politisches Interesse haben. Den ersten Kontakt damit erhalten sie in Schulgremien. Weitere gute Möglichkeiten bieten sich auf kommunaler Ebene. Die Beteiligung in der Schule ist jedoch häufig auf den*die Klassensprecher*in bzw. Schulsprecher*in begrenzt. Die kommunale Ebene findet im Politikunterricht keine Berücksichtigung. Das Land sollte daher die Beteiligungsmöglichkeiten der Schüler*innen stärken und die Schulen zur Zusammenarbeit mit der Politik – insbesondere der Kommunalpolitik – verpflichten.

Empfehlung der Antragskommission:
Überweisen an: Landesvorstand
Version der Antragskommission:

Soll in der AfB beraten werden.

Stellungnahme(n):
Beschlussfassung durch den SPD-Landesvorstand Annahme in geänderter Fassung
  1. Die SPD Brandenburg begrüßt ausdrücklich die Intentionen des ab dem Schuljahr 2017/2018 geltenden Rahmenlehrplans, einen konsequent aufeinander aufbauenden Schulunterricht in Berlin und Brandenburg von der ersten bis zur zehnten Klasse zu fördern. Dazu zählt insbesondere, die Inklusion aller Schüler*innen entsprechend unseres Konzepts für das gemeinsame Lernen von Anfang an zu ermöglichen.
  2. Die SPD Brandenburg spricht sich für die Stärkung folgender Themenfelder innerhalb des Rahmenlehrplans aus:
    • In der Doppeljahrgangsstufe 9/10 soll das Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) einen neuen, zusätzlichen Schwerpunkt erhalten: Es sollen Themen und Fertigkeiten behandelt und vermittelt werden, die die Schüler*innen im täglichen Leben sowohl während als auch nach der Schulzeit beherrschen müssen. Dazu gehören etwa ein Einblick in das Versicherungsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht und Steuerrecht.. Dieser Schwerpunkt wird den Anforderungen des neuen Rahmenlehrplans gerecht, der die Auseinandersetzung mit dem nachschulischen Leben als zu erlernende Kompetenz beschreibt.
    • Im Rahmen des Politikunterrichts soll als oberster Leitwert die Demokratieerziehung stehen. Daher ist in den Lehrplänen und der Umsetzung gesteigerter Wert auf die Funktionsweise der Demokratie, ihrer Organe sowie auf die Bedeutung von Wahlen und Abstimmungen zu legen. Insbesondere soll auch ein Einblick in die Kommunalpolitik vermittelt werden. Die Schulen werden angehalten, durch Praxistage, Planspiele und Zusammenarbeit mit der Politik demokratische Werte und Wissen "am lebenden Objekt" zu vermitteln. Im Einklang damit sollen den Schüler*innen in allen Fächern ihre Beteiligungsmöglichkeiten über die Mitwirkungsgremien innerhalb der Schule und darüber hinaus aufgezeigt werden.

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