20/II/2023 Systematische Sprachförderung von der Kita bis zur Sekundarstufe I

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Um die eklatanten Defizite in der Spracherziehung und -förderung von Brandenburger Kindern und Jugendlichen endlich systematisch und wirksam anzugehen, soll auch für Brandenburg ein Sprachförderkonzept, ähnlich dem sehr erfolgreichen, seit vielen Jahren in Hamburg praktizierten, entwickelt und etabliert werden. Dieses integrierte Sprachfördersystem soll Kinder vom 4. bis zum 8. Lebensjahr begleiten, auf kontinuierlich erhobenen sprachdiagnostischen Erkenntnissen beruhen und festgestellte, besondere (vor)schulische Förderbedarfe mit obligatorischer Teilnahme angehen. Dadurch soll eine auf die wirklichen Förderbedarfe gezielte landesweite Sprachlernstrategie von der Kita bis zum Ende der Sekundarstufe I geschaffen werden. Wo besonderer Bedarf festgestellt wird, soll gezielt und mit erprobten Methoden und Materialien unterstützt werden.

„Deutsch als Zweitsprache“-Förderprogramme für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Muttersprache sollen entsprechend ausgestaltet werden.

Um dies ohne Zusatzbelastung für die Lehrkräfte zu realisieren, soll im oder beim neu gestalteten Landesinstitut eine Einrichtung zur „Qualitätsentwicklung im Brandenburger Bildungswesen“ als umfassende Servicestelle zunächst zur Sprachförderung geschaffen werden.

Ein verlässlicher Organisationsrahmen soll Schulen, Schulbehörden und eine zentrale Serviceeinrichtung in klarer Zielstellung, Funktionsteilung und Ressourcenzuweisung miteinander verzahnen und die bereits bestehenden Unterstützungsmaßnahmen bündeln. Transparente und landesweite Statusinformationen sollen ein aktuelles Bild von den erreichten Zielen und den anstehenden Herausforderungen geben. So sollen alle an der Sprachförderung Beteiligten in sozialindexierter Differenzierung ihren Stand einschätzen, sich an Best-Practice-Beispielen orientieren und konkret problembezogene Unterstützung erhalten können.

Begründung:

Die letzten bundesweiten Vergleichsuntersuchungen haben 2016 und 2022 für rund 20% (!) der Brandenburger Schüler*innen am Ende der 4. Klasse gezeigt, dass sie die sprachlichen Mindeststandards im Leseverständnis nicht erreichen. Die Erhebung zu Schüler*innen der 9. Jahrgangsstufe von 2015 bewies bereits, dass diese dramatischen Defizite offenbar bis Ende der Sekundarstufe I nicht ausgeglichen werden: Nach fast 9 Jahren Pflichtschulzeit siedelte das Leseverständnis jeden 5. (!) Schülers mehr oder weniger nah am funktionalen Analphabetismus, was die sozialen, ökonomischen und politischen Teilhabechancen massiv einschränkt.

Während seit der ersten bundesweiten Vergleichsuntersuchung 2011 sich die Viertklässler von 15 Bundesländern teilweise sehr verschlechtert haben (bei der Entwicklung der mittleren Leseleistungen seit 2011 liegt Brandenburgs auf dem viertletzten Platz) hat einzig Hamburg im Bereich der Sprachkompetenzen seine Schülerleistungen signifikant erhöht: vom drittletzten Platz, nur vor Bremen und Berlin in 2011, rangiert die Hansestadt im 2022er Vergleich bei den Regel- und Bestleistungen auf Platz 3 und bei den nicht erreichten Minimalleistungen immerhin noch im Mittelfeld. Übrigens wurde das Programm wesentlich initiiert durch eine vormalige Leiterin des LISUM, fortgeführt durch eine grüne Senatorin und einen CDU-Senator und seit 2011 zum Erfolg gebracht durch den SPD-Senator Ties Rabe.

Damit ist endlich auch durch ein deutsches Bundesland der – international eher triviale – Beweis erbracht, dass wirksame Spracherziehung gegen den bundesweiten Trend machbar ist und auch, wie es gehen kann: Mit einem gegen erhebliche Widerstände konsequent ein- und durchgeführten landesweiten Sprachförderprogramm, das Lehrkräfte aller Fächer instand setzt, auf der Grundlage von kontinuierlicher Sprachstandsermittlung durch standardisierte Tests an Hand und vermittels erprobter didaktischer Mittel Kinder und Jugendliche mit ihren genauen Förderbedarfen gezielt zu unterstützen.

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme (Konsens)
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